Im November 2005 an Elphinestone habe ich meine ersten Longimanus gesehen. Es war mein erster Tauchgang an Elphinestone und nachdem ja jeder immer erzählte, wie schwer das Tauchen an Elphinestone ist, habe ich auch keine Kamera mitgenommen. Zum damaligen Zeitpunkt, mit noch nicht all zu viel Taucherfahrung, war es sicher keine falsche Entscheidung. Auch wenn ich dadurch lange Zeit und viele Jahre kein eigenes Bild von einem Longimanus hatte. Die Begegnung damals habe ich nie vergessen und der Longimanus zählt für mich zu den schönsten Haien. Seine nicht vorhandene Scheu vor Menschen und seine unheimliche Neugier, flössen einem schon Respekt ein. Die meisten Haiarten flüchten wenn Menschen kommen oder besser sie ziehen sich zurück. Nicht so der Longimanus. Er kommt und schaut, dreht eine Kurve und kommt wieder und wieder.
Seit dem November 2005 waren wir bestimmt noch 4 -5 mal an Elphinestone. Doch Haie haben wir keine mehr gesehen. Schon gar keine Longimanus.
Bis zum September 2015. Wir haben spät am Abend mit der Seawolf Soul an Elphinestone angelegt um gleich morgens die ersten zu sein, die tauchen gehen. Das ist auch gut gelungen und wir sind kurz nach 6:00 Uhr die ersten im Wasser gewesen. Vorne am Nordplateau ist wohl immer die größte Chance auf Haie. Doch der Tauchgang war wie alle bisherigen, die wir dort gemacht haben. Schönes Riff, leichter Drift, aber keine Haie.
Für uns ein typischer Elphinestone Tauchgang.
Nach dem Frühstück und einer kleinen Ruhepause ging es wieder ins Wasser. Diesmal stand das Südplateau auf dem Plan. Mit unserem Guide Akram besprachen wir, dass wir erstmal im Blauen nach Longimanus Ausschau halten wollten. Am Nachbar-Tauchschiff kreiste angeblich ein Longimanus. So führte uns Akram auf einer Tiefe von 5 -7 Meter Richtung Tauchschiff und dann dauerte es keine 10 Minuten und der erste Longimanus kam und schaute wer oder was wir sind. Dann kam ein zweiter und noch ein dritter.
Atemberaubend schön und zugleich Respekteinflößend. Die Tiere hatten keinerlei Scheu und waren neugierig. Sie kamen sehr dicht an uns heran und kreisten unablässig durch uns und um uns. Nach kurzer Zeit, kamen immer mehr Taucher aus der Tiefe. Doch die Longis störte das nicht im geringsten. Man musste immer wachsam sein, denn Nach der Begutachtung, drehten die Haie immer wieder ins Blaue ab um an anderer Stelle wieder zurück zu kommen. So war man ständig mit den Augen in Bewegung um Ausschau zu halten und die Haie kommen zu sehen. Wobei es sich dann so abspielt, das während der eine Hai den man gerade beobachtet hat, nach vorne wegschwimmt, von hinten oder von der Seite schon der nächste Hai wieder kam.
Es war unglaublich und vor allem erfahrungsreich. Ein Taucher einer anderen Gruppe , hat einen Longimanus mit seiner Kamera weggeschubst ( Geschlagen hört sich zu brutal an ). Aber anstatt ihn zu verjagen, hat er den Longimanus noch neugieriger oder ärgerlicher gemacht. Denn der Hai bedrängte den Taucher fortan. Er zeigte wer der Chef hier unter Wasser ist. Immer wieder schwamm er den Taucher frontal an. Kam dann auch von oben und es sah aus als ob er ihn in die Tiefe drücken wollte. Als Laie würde ich sagen, ein eindeutiges Dominanzverhalten. Der Taucher wehrte den Hai immer wieder mit seiner Kamera ab. Dann kamen ihm sein Guide und noch ein Kollege zu Hilfe und lenkten den Hai ab und der lies dann langsam aber sicher von dem eine Taucher ab.
Alles ging gut. Doch eines wurde uns deutlich vor Augen geführt, Haie sind schöne und bestaunendswerte Tiere, Sie sind keine Monster! Aber auch keine Kuscheltiere. Man muss ihnen mit dem nötigen Respekt begegnen, denn da unten unterhalb der Wasseroberfläche, haben nicht wir Taucher das sagen.
Letztendlich zählt dieser Tauchgang im September 2015 an Elphinestone zu meinen schönsten und spektakulärsten. Über 50 Minuten mit 3 Longimanus auf 5 -7 Meter. Ein Tauchgang wie er so wohl nicht mehr so schnell erlebt werden wird.
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