11.Mai 2017 ! Cabilao – Tauchspot „fallen tree“
Es sollte ein besonderer Tag werden. Es ist 9:01 Uhr, wir tauchen ab und der Tauchcomputer beginnt den Tauchgang aufzuzeichnen.
Ich senke meinen Blick hinunter zum Grund und während ich Richtung Grund sinke, lass ich Luft in mein Jacket. Der Sinkflug wird abgebremst und kurz vorm erreichen des Grunds bin ich optimal austariert und schwebe über dem Meeresboden. In den Gesichtern der anderen erkenn ich schon leichte Aufgeregtheit. Kein Wunder. Ein grüngelber Giant Froggy sitzt unscheinbar in einer Weichkoralle und baumelt herum.
Langsam, wie einstudiert hebe ich meine Kamera, blicke auf die Einstellung! Die Passen! Ich visiere den Froggy und dann macht es unhörbar: Klick! Ein gelungenes Foto
Bild Froggy einfügen
Es werden ein paar schöne Aufnahme, aber nach kurzer Zeit tauchen wir weiter.
Die Zeit vergeht wie im Flug, im Tauchschwebeflug. Wir sehen jede Menge schöne und sehenswerte Tiere aus der Unterwasserwelt. Ob Electric Shell, Giant froggies, Schnecken und Garnelen es sind lauter interessante Lebewesen.
Bilder Einfügen Electric Shell etc
Kurz vor 10 Uhr ist es. Unglaublich, fast schon wieder eine Stunde unter Wasser sind rum. Ich schau auf meinen Computer, denn es ist soweit. Alle machen sich fertig. Ich klappe den Blitzarm ein und bereite mich vor. Safety stop! 3 Minuten auf ca. 5 Meter Tiefe ausharren und dem Körpergewebe die Chance geben, ein wenig Stickstoff loszuwerden.
Wie aus dem nichts sehe ich plötzlich: Aking!
Direkt unter mir? Aking, Basenchef und Tauchguide. Er führt bei diesem Tauchgang eine andere Gruppe!!!
Er gibt mir Zeichen! Ein eindeutiges Zeichen!!!!
Ein Zeichen, dass ich ihm unbedingt folgen soll.
Die anderen sind schon weiter Richtung Oberfläche und sehen oder beachten ihn nicht. Petra und ich, tauchen nochmal ab und folgen Aking.
Aking kennen wir schon länger von den vielen Urlauben die wir auf Cabilao verbracht haben. Wir sind früher öfters mit ihm getaucht.
Wenn er zu uns kommt und uns vom Sicherheitsstop wegholt, dann …. ja dann muss es was besonderes sein.
Wir sinken ab bis ca. 10 – 12 Meter. Die andere Gruppe starrt wie paralysiert in den Sandboden. Ääääähhhhh???? Was soll das? Wollen die uns verarschen? Was glotzen die denn so blöd in den Sand.
Nichts! Ich sehe: „Nichts!“
Bild Sandboden Stargazer
Aking gibt uns Zeichen. Klare Zeichen!!! Ruhig zu bleiben! Ruhig zu bleiben und aufzupassen.
Er hebt seine rechte Hand. Führt sie ganz langsam und behutsam über den sandigen Boden. Kleine, ganz kleine und leichte Bewegungen in der Hand, Er klappt eigentlich nur immer die Finger vor und zurück. Gerade soviel Bewegung genug, dass unten ganz langsam und sachte der Sand ein wenig verblasen wird.
Ich erstarre! Mir läuft es bei 28 Grad Wassertemperatur, eiskalt den Rücken runter!!! Ist es dass, was ich hoffe? Das was wir noch nie zuvor gesehen haben? Wovon wir spätestens auf Negros jedesmal von neuem träumen? Dort hängt ein Bild von ihm in der Lobby. Von ihm, dem unheimlich schwer zu entdeckenden Meerestier.
Meine Augen tun schon fast weh, von der Konzentration auf den Sandboden und die Stelle an der der Sand immer mehr weggeblasen wir und etwas zum Vorschein kommt. Ich seh ihn!!! Hektisch, ja hektisch, ziehe ich die Kamera hoch. Blitzarm raus und klick klick klick. Ohne zu darüber nachzudenken mach ich gleich Bilder. Fasziniert! Ich bin absolut fasziniert.
Bild Stargazer
In mir schreit es!!! Schreit es vor absoluter Freude und Begeisterung. Ich schau über die Kamera auf den Boden. Ich bin mir sicher, ja ganz sicher. Es ist eine Stargazer!!! Ein Himmelsgucker.
Bisher kenne ich nur Bilder, wo nur das Gesicht leicht vom Sand befreit ist. Direkt von oben herunter mit Blick aufs Gesicht gemacht. So ein Bild möchte ich unbedingt auch noch haben. Wie der Kerl sonst aussieht, weiß ich garnicht. Platt?Rund?Kantig?Groß?Klein? Ich weiß es einfach nicht, zumindest bis zu diesem Moment.
Aking wedelt weiter mit den Finger und der ganze Kerl kommt immer besser zum Vorschein. Jetzt weiß ich wie er aussieht!
Bild Stargazer
Plötzlich! Petra zupft mich am Arm. Was will Sie denn? Ich hab keine Zeit!Ich will den Stargazer genießen, denn wann ich wieder einen sehe, dass weiß niemand. Keine Beachtung, ja keine Beachtung akzeptiert Petra nicht. Zurecht! Sie deutet auf den Finimeter. Meinen Finimeter! 40 Bar und Zeit aufzutauchen. Schweren Herzens blicke ich nochmals zum Stargazer, schau ihn mir nochmal genau an. Dann machen wir uns zusammen mit der anderen Gruppe auf den Weg nach oben. Safety Stop und dann nach einem sensationell genialgeilen megabombastischen Tauchgang strecken wir die Köpfe aus dem dem Wasser.
Der Lärm ist ohrenbetäubend. Ohrenbetäubend vor Freude und Jubel. Wie Kinder kreischen wir im Wasser. „Harald!!!“ schreie ich Richtung Boot. „Harald, wo warst Du!!“ Er schaut mich verdutzt und ungläubig vom Boot herunter an. Ich schau in seine Augen und merke es. Er weiß sofort, dass er was verpasst hat.
Ja, das war einer dieser Tauchgänge, die man nicht vergessen wird. Aking hat uns extra geholt um uns diese seltene Begegnung zu zeigen und mitfühlen zu lassen. Ein andere Guide hätte sich um seine Gruppe gekümmert und oben auf dem Boot geprahlt. Nicht so Aking. Das hat er uns auch bestätigt. Dass er wusste, wir wollen schon so lange einen Stargazer sehen und deswegen konnte er garnicht anderes, als uns holen. Vielen Dank Aking für diesen unvergesslichen Moment. Ach ja, Harald. Der gab logischer Weise keine Ruhe und wir sind gleich am nächsten Tag an den selben Spot und Aking suchte die Stelle nochmal auf und wir fanden ihn tatsächlich nochmal. So waren wir alle glücklich. Mein Foto, ähnlich wie in der Lobby vom Pura Vida in Dauin Negros, habe ich auch gemacht 🙂
Bild Stargazer
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